Wunschzettel

Claudia setzte sich mit einem Glas Rotwein an ihren Küchentisch, um ihren alljährlichen Wunschzettel zu schreiben; es war in ihrem Freundeskreis mittlerweile zur festen Tradition geworden, sich untereinander Wunschlisten zu schickten, um ein passendes Geschenk besorgen zu können.

Sie und ihre Freunde verwendeten viel Zeit damit, die Wunschzettel schön zu gestalten. Die Auswahl des passenden Papiers und die dazugehörigen Bastelarbeiten waren fast aufwändiger, als das Schreiben der Liste selbst. Doch Claudia hatte jedes Jahr Freude daran, schöne Stifte zu kaufen oder sich etwas Neues einfallen zu lassen, damit der Wunschzettel besonders wird.

Doch dieses Jahr war es anders; Claudia musste sich förmlich dazu zwingen, ihre Liste zu basteln und zu schreiben.

Nachdem Claudia ihren Zettel fertig gestaltet hatte, nahm sie einen besonderen Stift und fing an, ihre Wunschliste zu schreiben. Ihr fiel ein, dass sie letztens eine schöne Tasche gesehen hatte, die gut zu ihrem roten Kleid passen würde, dass sie immer trug, wenn sie mit ihren Freunden ausging. Dann dachte Claudia an die hübschen Perlenohrringe, die sie neulich auf einem Online Portal gesehen hatte. Ihr fielen noch weitere Dinge ein. Nach und nach füllte sich ihre Liste.

Als Claudia all ihre Wünsche aufgeschrieben hatte, las sie sich ihren Zettel laut vor. Von der roten Handtasche über weiße Perlenohrringe bis hin zur Yogamatte war alles dabei. Sie hatte nichts vergessen. Claudia lächelte und stellte sich vor, wie sie am Weihnachtsabend mit ihren Freunden ihre Geschenke öffnete; wie sie vor dem Spiegel ihre neuen Errungenschaften betrachten würde. Doch so sehr Claudia sich auch anstrengte, sie empfand keine Freude in ihren Gedanken daran. Sie hielt inne, das war ihr noch nie passiert.

Claudia trank einen Schluck Wein und überlegte. Dann las sie ihre Liste erneut und ihr wurde klar, dass ihr all diese materiellen Dinge keine Freude bringen würden, wenn sie niemanden hatte, mit dem sie diese nutzen konnte. Ihre Freunde sah sie nur noch an Feiertagen oder, wenn Geburtstage anstanden; wann sie zum letzten Mal zusammen ausgegangen waren oder Dinge zusammen unternommen hatten, wusste Claudia nicht. Die schöne neue Handtasche würde, wie die Yogamatte, nur verstauben, da sie alleine weder ausging noch Yogakurse besuchte. Was ihr wirklich fehlte, waren Menschen, die Zeit mit ihr verbrachten; die Dinge mit ihr erlebten und schöne Momente mit ihr teilten.

Claudia trank ihr Glas Wein aus. Sie sah auf ihre Liste, dann kam ihre eine Idee. Sie nahm ein einfaches Stück weißes Papier, einen gewöhnlichen Kugelschreiber und schrieb: Ich wünsche mir dieses Jahr von euch, dass wir mehr Zeit zusammen verbringen und Dinge miteinander unternehmen; zum Beispiel, möchte ich einen Yoga Kurs besuchen oder abends mit euch zusammen ausgehen. Das wichtigste in meinem Leben sind die Momente mit euch, den Menschen, die ich liebe; schöne Momente, die ich mit euch gemeinsam erleben und teilen will. Davon habe ich viel mehr, als von Handtaschen, Ohrringen oder Yogamatten, die ungenutzt keine Geschichten von erlebter Freude erzählen.

Dann steckte Claudia ihren Wunschzettel in einen weißen Briefumschlag und beschriftete ihn. Sie ging zu Bett und spürte etwas, das sie seit langer Zeit nicht mehr gefühlt hatte; sie freute sich auf Weihnachten.

In diesem Sinne wünsche ich euch frohe Weihnachten im Kreis eurer Lieben. Seid gut zueinander, nicht nur an Weihnachten. Haltet eure Liebsten fest, zeigt und sagt ihnen, dass ihr sie liebt / sie euch wichtig sind! Habt eine gute Zeit. Eure Lene von HerzPoeten.

Veröffentlicht von Lene

Ich würde mich als emphatische und entspannte Person bezeichnen, die versucht, ihre Erlebnisse in Wort und Schrift darzustellen. Also alles was mein Herz in irgendeiner Art und Weise berührt, verarbeite ich schriftlich. Ich bin kein Meister der Poesie. Manches mag sich holprig anhören, aber so ist mein Schreibstil. Ich bin auch nicht festgelegt auf eine Art von Text, jedenfalls noch nicht. Ich probiere gerne mal aus, dass merkt man auch an meiner Website: Sie ist recht bunt. Ich denke gerne bunt, denn für mich ist es das Leben auch. Mich freut es einfach, wenn der ein oder andere etwas mit meinen Texten anfangen kann oder sich vielleicht sogar darin wiederfindet. Viel Spaß beim Lesen. Und danke für euren Abstecher in meine kleine, bunten Welt. Vielleicht bis bald. 🤗 Lene

16 Kommentare zu „Wunschzettel

  1. Liebende Lene von HerzPoeten

    lächelnd weil freudig verschmitzt

    also ich habe auch einen Bettvorleger äh
    sowas wie eine Hänge äh Yogamatte und
    Ausgehen ist mir alleine auch fade also

    ich wär dann schon bereit wenn du mal
    keine Freunde gerade zur Hand hast
    allerding trage ich keine Taschen meistens
    mit mir rum…

    Kurzum ich bin das was ich mir wünsche
    oder so ähnlch hm war wohl mehr wie ein
    Glas roten Weines heute Abend….

    Gute Morgennacht dir von hier
    Joaquim von Gähnmüde und zu Herz

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  2. Geliebte Lene, ❣️
    eine wirklich anrührende Geschichte. Dankeschön. Deine Zeilen erinnern mich an den Film „Contact“ mit Jodie Foster. In dem letztendlich einzig die Erkenntnis bleibt, dass es in der Welt eigentlich nichts zu finden gibt, außer die lebendig liebevolle Verbundenheit, welche wir alle miteinander teilen. Auch, wenn auf dem Kalender nicht mehr viel von Weihnachten 🎄 übrig ist, sei dir eine besinnliche und freudvolle Zeit gewünscht. Zumal man ja weiß, dass es sich bei Weihnachten um einen Zustand unserer Herzen handelt, den wir in jedem Augenblick des Jahres tatsächlich erfahren und leben können. Danke für deine Sanftmut, dein schönes Herz und dass du mit uns allen teilst, 🌟 was dich bewegt und berührt.
    Fühlbare Umarmung 💫
    im Geist
    Luxus

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    1. Liebste Luxus
      Vielen Dank für deine wunderbaren Zeilen, die mich sehr berührt haben und die ich gerne auch an dich richte. Auch von mir großen Dank für deine liebevollen Gedanken, die du mit uns teilst. Ich wünsche dir eine wunderbare und gesegnete Zeit zwischen den Jahren. Herzensumarmung an dich ❣️

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