abc.Etüde: Die Halloween-Fee

Mein Beitrag zur aktuellen Runde. Informationen zum Projekt findet ihr hier: https://365tageasatzaday.wordpress.com/2021/10/31/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-44-45-21-wortspende-von-wortverdreher/

Danke an alle Organisatoren und Mitstreiter.

Sie gab sich Mühe, den Preis leserlich auf das Schild zu krakeln, um sich dann ihrer eigentlichen Aufgabe zu widmen. Sie hievte einen schweren Kürbis hoch und trat auf die kleine Leiter, die vor ihr stand. „Wie ich Halloween hasse; nicht wegen den grinsenden Kürbissen, sondern wegen den Menschen, die sich in dieser Zeit in ihre Hexen- bzw. Vampirkostüme warfen, um einen gruseligen Anschein erwecken zu können.“

Sie betrachtete ihren Gemüseturm, bevor sie gedanklich weiter philosophierte. „Die meisten Menschen bräuchten an Halloween gar keine Verkleidung; die Kostüme und Masken könnten sie sich sparen, wenn sie ihr Inneres nach Außen kehren würden. All der Neid, die Unzufriedenheit oder die passive Aggression, die sie täglich bei ihren Kunden beobachtete, wären gruselig genug. Würden diese Verhaltensweisen am Gesicht abzulesen sein, zum Beispiel Neid durch ein grünes spitzes Gesicht, wären alle Verkleidungen hinfällig.“

Sie lachte bei diesem Gedanken, ein Haar von ihr berührte ihre Nase. Es fühlte sich kitzelig an. Sie musste niesen, verlor den Halt und stürzte auf die Gemüsekiste am Boden. Da saß sie nun, mit orangefarbenen Resten in ihren Haaren. „Orange steht vielleicht für Hochmut; etwas, was ich heute an den Tag gelegt habe“, dachte sie und lachte erneut.

„Ihr nehmt Halloween in eurem Supermarkt aber sehr ernst“, hörte sie eine Stimme zu ihr sagen. Sie schaute auf und blickte in zwei warme, braune Augen. „Michael heiße ich. Deine Verkleidung steht dir, wie heißt du?“

Michaels Gesicht war weder grün, noch orange, sondern strahlte hell und freundlich. Wie sie, war er einfach er selbst, auch an diesem Tag. Sie lächelte, dann antwortete sie: „Ich heiße Martina und bin heute die Halloween-Fee, die unseren Kunden besondere Wünsche erfüllt.“ Beide lachten und Martina wusste, dass Halloween von nun an ihr Lieblingstag sein würde.

Veröffentlicht von Lene

Ich würde mich als emphatische und entspannte Person bezeichnen, die versucht, ihre Erlebnisse in Wort und Schrift darzustellen. Also alles was mein Herz in irgendeiner Art und Weise berührt, verarbeite ich schriftlich. Ich bin kein Meister der Poesie. Manches mag sich holprig anhören, aber so ist mein Schreibstil. Ich bin auch nicht festgelegt auf eine Art von Text, jedenfalls noch nicht. Ich probiere gerne mal aus, dass merkt man auch an meiner Website: Sie ist recht bunt. Ich denke gerne bunt, denn für mich ist es das Leben auch. Mich freut es einfach, wenn der ein oder andere etwas mit meinen Texten anfangen kann oder sich vielleicht sogar darin wiederfindet. Viel Spaß beim Lesen. Und danke für euren Abstecher in meine kleine, bunten Welt. Vielleicht bis bald. 🤗 Lene

13 Kommentare zu „abc.Etüde: Die Halloween-Fee

  1. Ich mag die Idee, dass jede*r so aussieht, wie er wirklich ist, und wenn es nur für eine kurze Zeit wäre. Hat so ein bisschen was von Dorian Gray … Und natürlich wünsche ich deiner Protagonistin, dass die beiden noch oft ihren Lieblingstag gemeinsam verbringen werden! 🙂
    Mittagskaffeegrüße, vielen Dank! 😁☁️🍁☕🍪🍂👍

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    1. Dankeschön liebe Christiane. Ja, der Gedanke wäre durchaus reizvoll. Es wäre die Schönheit auf die es wirklich ankommt, nämlich die innere, sofort erkennbar. 🙂 Dankeschön und ebenfalls liebe Mittags Grüße an dich. 🤗🌷

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  2. Das ist wirklich eine gute Geschicht. Wie schnell sich alles änderte durch diese liebevoll-menschliche Begegnung! Und Humor beweisen sie Beide, die neuen Freunde.😊

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    1. Vielen Dank Gisela. Ich glaube ja daran, dass sich Wunder dann zeigen, wenn wir präsent sind und einfach wir selbst; damit wir sie entdecken können. Denn unser Leben kann sich ändern, in jeder Sekunde.

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  3. Im Kern stimmt das wohl, wenn man ein wenig hinter die Alltags-Fassaden schaut.
    Da kann manche Halloween-Verkleidung nur aufhübschen 😉

    Eine schöne Geschichte 🙂
    L.G., Reiner

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    1. Lieben Dank Reiner. 😊
      Ja, mir gefällt der Ausdruck Alltags-Fassaden. Danke dafür. Auch der Gedanke, dass die Verkleidung noch aufhübschen kann. 🙈 Schöner Gedanke. Liebe Grüße an dich und schönes Wochenende!

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  4. Eine Halloween-Fee!!! Das mag ich. Und die Idee, das Innerste nach außen zu kehren hat auch etwas. Wäre doch spannend, wenn man sich morgens plötzlich völlig verändert im Spiegel wiederfindet. 😊🌻

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    1. Vielen Dank. 🙂 Wenn es die Zanfee gibt, dann auch die Halloween-Fee. 😊 Vielleicht zaubert sie ja das Innere nach Außen. Liebe Grüße

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