Mein schönster Traum

Sie nahm ein paar Spitzer ihres Lieblingsparfüms, um in vergangenen Erinnerungen zu schwelgen.

All die Momente, die sie mit ihm verbracht hatte, die sie glücklich gemacht hatten, waren wieder präsent, legten sich um ihr Herz und lösten ein Feuerwerk der Melancholie in ihr aus.

Sie dachte an ihr Kennenlernen auf dem Jahrmarkt, bei dem ihr Herz wegen ihm Achterbahn fuhr, an ihren Kuss bei Mondscheinlicht, der nach Sternenstaub schmeckte und an den ersten Abend in ihrer gemeinsamen Wohnung.

Außer ein paar alten Decken und schäbiger Kissen besaßen sie nichts. Sie aßen kalte Pizza, tranken Wein aus Zahnputzgläsern und waren glücklich; trotz kahler Wände und kalter Böden. Was er damals zu ihr sagte, hatte sie bis heute nicht vergessen: „Dein Lachen füllt die Wände mit Leben und dein Herz wärmt mich auf. Alles was ich brauche, was mich glücklich macht, bist du.“

Nach und nach füllte sich ihre Wohnung, wurden die Wänden bunter und die Böden warm. Während alles um sie herum zu leben begann, starb ihr wir langsam ab; grüne Blättern bekamen gelbe Stellen, wurden braun und fielen schließlich ab.

Nach Arbeit und Studium mit Nebenjob bestand ihre tägliche Unterhaltung nur noch aus Fragen wie, „Was essen wir heute?, Wer ist heute mit Kochen und Abwasch dran?“ oder aus wortkargem Brummen wie, „Heute nicht, lass mich in Ruhe. Ich bin müde.“ Der Sternenstaub verging und die Mondscheinnächte wurden dunkel.

Während sie sich früher alles erzählten, gingen ihnen nach und nach die Worte aus. Jeden Tag verloren sie ein weiteres. Aus einem „Wovon träumst du“ wurde ein „Warum hast du nicht“, bis sie irgendwann kaum noch miteinander sprachen und der Abend kam, an dem er mit zwei Koffern ihre Wohnung verließ.

„Weißt du noch, wie glücklich wir damals waren?“, fragte er sie zum Abschied. „Wir hatten nichts, außer uns und das war uns genug. Doch wir haben uns verloren, inmitten all der schönen Dinge, die wir angehäuft haben und behalten wollen. Wir jagen Erfolgen nach, von denen wir glauben, dass sie uns glücklich machen und hängen an Träumen, die nie unsere waren. Ich erkenne uns nicht mehr wieder. Vor allem erkenne ich mich nicht mehr. Ich kann nicht bei dir bleiben, wenn ich mich selber dabei verliere. Es tut mir leid.“ Dann ging er, einfach so. Die Tür fiel krachend ins Schloss. Alles was blieb, war Stille, die laut in ihrem Herzen pochte. Die Wohnung wirkte traurig und leer. Er hatte nicht nur zwei Koffer mitgenommen, sondern auch einen Teil von ihr.

Der Duft ihres Lieblingsparfüms war verflogen, die Erinnerung war vorüber und ihre Wangen waren nass. Sie hatten sich seitdem nicht mehr gesehen. Das alles war jetzt fünf Jahre her. Sie wusste, heute mehr denn je, dass er nicht nur eine kleine Welle in ihrem Herzen gewesen war, sondern der Ozean selbst. Still flüsterte ihr Herz: „Mein schönster Traum warst du.“

Veröffentlicht von Lene

Ich würde mich als emphatische und entspannte Person bezeichnen, die versucht, ihre Erlebnisse in Wort und Schrift darzustellen. Also alles was mein Herz in irgendeiner Art und Weise berührt, verarbeite ich schriftlich. Ich bin kein Meister der Poesie. Manches mag sich holprig anhören, aber so ist mein Schreibstil. Ich bin auch nicht festgelegt auf eine Art von Text, jedenfalls noch nicht. Ich probiere gerne mal aus, dass merkt man auch an meiner Website: Sie ist recht bunt. Ich denke gerne bunt, denn für mich ist es das Leben auch. Mich freut es einfach, wenn der ein oder andere etwas mit meinen Texten anfangen kann oder sich vielleicht sogar darin wiederfindet. Viel Spaß beim Lesen. Und danke für euren Abstecher in meine kleine, bunten Welt. Vielleicht bis bald. 🤗 Lene

4 Kommentare zu „Mein schönster Traum

    1. Ja, das stimmt Reiner. Manchmal verliert man vielleicht den Blick auf die Leichtigkeit und bleibt an den Herausforderungen hängen. Und vielleicht finden sich auch beide wieder, weil sie sich niemals vergessen haben. Liebe Grüße Madeleine

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