Information zum Projekt findet ihr hier: https://365tageasatzaday.wordpress.com/2022/06/19/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-25-26-22-wortspende-von-onlybatscanhang/
Danke an Christiane, die Wortspende und alle Mitschreiber.
Sie fühlte sich blümerant, als sie vor dem Grab ihrer Mutter stand. Jahrelang hatte sie den Besuch der Grabstelle vermieden; die Erinnerungen an ihre Mutter-Tochter Beziehung und die Erkenntnis, dass vieles zwischen ihnen ungeklärt blieb, waren zu schmerzhaft für sie gewesen.
In ihrer Hand hielt sie einen Brief, den sie für ihre Mutter geschrieben hatte; alles, was sie ihr nicht mehr hatte sagen können, hatte sie hineingeschrieben.
Das letzte Mal, als sie miteinander gesprochen hatten, hatten sie miteinander gestritten. Dieser Streit hatte sie lange verfolgt; wie eine Schuld, die von Jahr zu Jahr schwerer wog.
Selbst jetzt noch schienen ihre Dämonen sie antanzen zu wollen, wollte sie ihre Vergangenheit erneut gefangen nehmen; Szenen ihrer ambivalenten und teilweise unterkühlten Beziehung liefen wie ein Film vor ihrem inneren Auge ab. Doch trotz all des Schmerzen, den sie in diesem Moment spürte, ließ sie sich nicht beirren; sie holte tief Luft und sammelte sich.
Den Brief auf die Grabstelle zu legen, fühlte sich wie ein Befreiungsschlag für sie an; sie sprach liebevoll mit ihrer Mutter und verabschiedete sich.
Auf der Fahrt nach Hause feierte sie ihre Wiedergeburt. Sie hatte sich von ihrer selbst auferlegten Schuld befreit und Frieden mit ihrer Vergangenheit geschlossen. Die Anwesenheit ihrer Mutter und ihr gemeinsames Band war deutlich zu spüren; beide hatten einander in Liebe vergeben.
Liebe Lene, ich fühle mich diesmal angesprochen, denn die Geschichte gleicht meiner sehr. Vieles kann man vergeben, doch leider nicht vergessen. Liebe Grüße, Gisela
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Liebe Gisela
Ich weiß so gut, was du meinst. Vergeben ist denke ich aber ausreichend. Warum müssen wir vergessen? Dann würden wir einen Teil von uns vergessen, was Schade wäre. Auch ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich über Vergangenes nachdenke, doch ich bin nicht mehr wütend. Und das bedeutet Frieden für mich. Liebe Grüße Gisela 🙂
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Wunderbar!
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Vielen lieben Dank!
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😊💕
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❤️
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Das ist so wichtig, was du da beschreibst. Einander zu vergeben, und auch sich selbst zu vergeben, dass man Streitigkeiten etc. vor dem Tod nicht mehr aufgelöst hat. Vergessen kann man das (vielleicht) nie, aber dann schmerzt es weniger. Mag deinen Text, vielen herzlichen Dank!
Nachmittagskaffeegrüße! 😉
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Vielen lieben Dank Christiane. Ja, ich denke auch vor allem für sich selbst, um Frieden zu finden und den Gedanken von Schuld ziehen lassen zu können. Dankeschön einen schönen Tag für dich!
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Liebende Mitschreiber
„Befreiungsschlag“?
kommt von schlagen Schläge
seelisch sprachlich empfehlend
Befreiungsgeste Befreiungstat….
Dank Segen Mut und Freude
Kaspar Hauser von Herzen
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Danke für den Hinweis, doch Schlag trifft es da wohl eher. Auch negativ besetzte Gefühle / Worte können Positives bewirken; zumal hier der Schlag die Kraft dahinter meint.
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Das nenne ich „Größe“ beweisen.
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Lieben Dank Werner!
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Leider bleibt wohl immer etwas ungesagt. 😊🌻
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Ja, aber manchmal hilft es, es aufzuschreiben, damit man selbst Frieden findet. 😊
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Ja, das hat sicher eine große Wirkung! 😊
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Ich mag deine Geschichte sehr. Sie ist tröstlich und hoffnungsvoll. Danke dafür.
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Ganz, ganz lieben Dank für deinen Kommentar!
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Hallo Lene, ich möchte gern deinen Text im Totenhemd-Blog rebloggen, da passt er sehr gut hin.
Ich freue mich über deine Geschichte … ich habe übrigens meinem Vater im Sarg einen Brief mitgegeben und dann war es gut zwischen uns. Herzlich. Petra
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Hallo liebe Petra
Vielen Dank für deinen Kommentar. Sehr gerne und Danke dafür! Schön, dass dich dieser Akt ebenso befreit hat wie mich. Einen schönen Tag für dich!
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Hat dies auf Totenhemd-Blog rebloggt und kommentierte:
Lenes abc.etüde gefällt mir und sie gehört dieses Mal hier in den Totenhemd-Blog. Zukünftig soll hier mehr Prosa zu lesen sein.
Ich schreibe seit langem mit bei Christianes abc.etüden … bin aber selbst nie auf die Idee gekommen eine Geschichte zu Tod und Sterben zu verfassen. Nun aber Lenes Geschichte, die tief berührt … und ich hab dann auch noch eine in petto.
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❤️
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