Nora und Claudia saßen im Café. Sie hatten sich zum Kaffeeklatsch getroffen. Während Claudia von ihrer Urlaubsreise erzählte, nippte Nora lustlos an ihrem Milchkaffee. Gedanklich schweifte sie ab.
In letzter Zeit fühlte sich Nora leer und ausgelaugt. Nichts konnte sie glücklich machen oder zufriedenstellen. Ihre Unzufriedenheit war zu einem ständigen Begleiter von ihr geworden; ein grauer Schatten, der sich auf Nora’s Herz legte, ihr die Luft abschnürte.
Nora fiel es schwer, sich für etwas zu entscheiden. Oft wog sie stundenlang alle Optionen ab. Wenn sie sich entschieden hatte, war sie nicht zufrieden. Unaufhörlich zweifelte sie und fragte sich, ob sie eine andere Entscheidung glücklicher gemacht hätte. Dazu kam, dass sich Nora ständig mit anderen verglich. Alle anderen, glaubte man ihren Posts und Beiträgen in den sozialen Netzwerken, schienen stets glücklich und zufrieden mit ihrem Leben zu sein. Warum war sie es nicht? Stimmte etwas nicht mit ihr? Oder hatte sie es vielleicht einfach nicht verdient, glücklich zu sein? Dies waren Fragen, die Nora nachts den Schlaf raubten, da sie ihnen gedanklich stundenlang nachging.
„Nora, hörst du mir überhaupt zu? Was ist denn los? Ist alles gut bei dir? Ich mache mir Sorgen um dich. In letzter Zeit hört man kaum noch etwas von dir und auch jetzt wirkst du abwesend. Erzähle mir doch bitte, was dich bedrückt. Vielleicht kann ich dir helfen.“
„Ach Claudia, ich weiß selber nicht, was los ist. Seit einigen Wochen bin ich nicht mehr glücklich. Nichts kann mich zufriedenstellen. Ich habe schon vieles unternommen, um mich wieder glücklich fühlen zu können. Zum Beispiel war ich shoppen oder habe mir ein Wellness-Wochenende gegönnt. Nichts davon hat geholfen. Weder fühle ich mich glücklich noch bin ich zufrieden, doch alle anderen um mich herum sind es. Ständig sehe ich bei Facebook oder Instagram fröhliche Menschen, die ihr Leben genießen. Bei mir wird es immer schlimmer. Mittlerweile fällt es mir sogar schwer, mich für etwas zu entscheiden. Hinterher bin ich sowieso unzufrieden. Nachts liege ich stundenlang wach und denke darüber nach, was mit mir nicht stimmt. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.“
„Nora, das tut mir leid. Doch denkst du wirklich, dass ich immer glücklich bin?“ „Du wirkst doch immer glücklich und zufrieden. Bist du es denn nicht?“ „Nora, auch ich habe schwache Momente, zweifle an mir und an getroffenen Entscheidungen, nur teile ich dies nicht jedem mit. Meine schwache Seite zeige ich nicht jedem. Hör bitte auf, dich mit anderen zu vergleichen, denn es macht dich unglücklich. Bleib lieber bei dir und konzentriere dich auf dich.“
Nora fing an zu überlegen. Das was Claudia sagte, ergab Sinn. „Was tust du, wenn du unglücklich oder unzufrieden mit dir bist?“ „Zunächst einmal höre ich auf mein Herz. Mein Herz weiß ganz genau, was es will und warum ich traurig bin. Oft stecken hinter Traurigkeit oder dem Gefühl, nicht glücklich zu sein, Bedürfnisse, die nicht erfüllt sind. Du hast angedeutet, dass du mit dir unzufrieden bist. Das bedeutet, dass etwas in deinem Inneren traurig ist. Eine innere Traurigkeit mit materiellen Dingen zu bekämpfen, führt dich nicht zum Ziel. Frage dich lieber, was du willst, wonach sich dein Herz sehnt und dann entscheide dich dazu, dein Glück selbst zu kreiieren.“
„Ich glaube, dass mir klar geworden ist, dass sich viele meiner Wünsche nicht erfüllt haben. Mein Traum war es immer, eine Familie zu haben. Nun bin ich fast 40 und immer noch Single. Oft frage ich mich, ob es an mir liegt, dass ich noch alleine bin; ob etwas mit mir nicht stimmt oder ich einfach nicht liebenswert bin. Ich habe Angst, dass ich niemals einen Menschen finde, der mich lieben kann.“
„Für mich hört sich das so an, als ob du dich selbst momentan nicht genügend liebst. Wenn du dich nach Liebe sehnst, schenke sie dir zunächst selbst. Du musst nur lernen wie. Mache dein Glück und deine Zufriedenheit nicht von anderen Personen abhängig. Alles was es dazu braucht, ist eine Entscheidung.“
„Doch wie soll ich mich für etwas entscheiden, wenn es mir jetzt schon schwer fällt? Wie kann ich wissen, ob meine Entscheidung richtig ist?
„Das kannst du vorher nicht. Ich bin der Ansicht, dass wir zu jedem Zeitpunkt die bestmögliche Entscheidung für uns treffen. Demnach gibt es keine falschen oder richtigen Entscheidungen. Manchmal entpuppen sich falsche Entscheidungen hinterher als richtig oder umgekehrt. Das kann dir niemand im Vorfeld sagen. Doch entscheiden solltest du dich, sonst machst du dich abhängig von Umständen und Entscheidungen anderer. Dabei hast du die Macht, dein Glück selbst in die Hand zu nehmen und es zu kreiieren; indem du dich dazu entscheidest, dich selbst zu lieben, deinem Herzen zuzuhören und seinen Bedürfnissen zu folgen.“
Nora schwieg eine Weile, dann nippte sie erneut an ihrem Milchkaffee und griff nach der Kuchenkarte. „Weißt du Claudia, ich hätte jetzt richtig Lust auf ein Stück Schokoladentorte. Normalerweise verkneife ich mir Torte, doch heute entscheide ich mich dazu, ein Stück zu bestellen und zu genießen.“ Beide lachten. „Nora lass uns doch öfter zum Kaffeeklatsch treffen; zumindest solange, bis wir alle Torten ausprobiert haben.“ „Gerne und danach wechseln wir das Café. Wer weiß, wie viele Torten noch darauf warten, von uns probiert zu werden.“
..wenn ihr mir anvertraut
wann und in welches Cafe ihr nächstens
gehen werdet sitze ich am Nebentisch
lächelnd in ein Buch vertieft…
LikeGefällt 1 Person
Lieben Dank, ich werde Nora und Claudia fragen. Liebe Grüße an dich
LikeGefällt 1 Person
Naja, im Moment hilft es.
LikeGefällt 1 Person
Ja, es ist ein erster Moment, der sich zu weiteren ausdehnen muss. Da ist Nora dank wohl zuständig für.
LikeLike
😊
LikeGefällt 1 Person