Verlieren

Du hast mich gefragt, wann genau wir uns verloren haben. Ich kann dir darauf nur antworten, dass ich es selbst nicht weiß. Es gibt keinen genauen Zeitpunkt, den ich dir nennen kann.

Es waren viele kleine Momente, welche zwischen uns Distanz geschaffen haben. Vergessene Versprechen und enttäuschte Erwartungen, die sich auf summiert haben. Worte, die im Streit gesagt wurden; die wie Pfeile unsere Herzen trafen und die nicht mehr zurückgenommen werden können. Aus einer anfänglichen Distanz wurde ein eisiges Schweigen. Wir haben nicht mehr miteinander gelebt, sondern nebeneinander her. Es war am Ende mehr Kampf als Liebe zwischen uns.

Unsere Liebe starb langsam, Stück für Stück. Jeden Tag ein bisschen mehr. Ich kann es nicht an einem einzelnen Moment festmachen. Wir haben uns allmählich verloren, im Laufe der Zeit. Vielleicht auch, weil wir vergessen haben, was wir an uns hatten und uns für selbstverständlich genommen haben.

Ich glaube, so ist das mit der Liebe. Sobald man aufhört, sich um sich zu kümmern, vergeht sie. Sie kann nur wachsen, stärker werden und bleiben, wenn sich beide für sie entscheiden. Und das jeden einzelnen Tag.

Veröffentlicht von Lene

Ich würde mich als emphatische und entspannte Person bezeichnen, die versucht, ihre Erlebnisse in Wort und Schrift darzustellen. Also alles was mein Herz in irgendeiner Art und Weise berührt, verarbeite ich schriftlich. Ich bin kein Meister der Poesie. Manches mag sich holprig anhören, aber so ist mein Schreibstil. Ich bin auch nicht festgelegt auf eine Art von Text, jedenfalls noch nicht. Ich probiere gerne mal aus, dass merkt man auch an meiner Website: Sie ist recht bunt. Ich denke gerne bunt, denn für mich ist es das Leben auch. Mich freut es einfach, wenn der ein oder andere etwas mit meinen Texten anfangen kann oder sich vielleicht sogar darin wiederfindet. Viel Spaß beim Lesen. Und danke für euren Abstecher in meine kleine, bunten Welt. Vielleicht bis bald. 🤗 Lene

2 Kommentare zu „Verlieren

  1. »Ich kram in Erinnerungen
    Suche nach Glück
    Durchwühl meine Seele
    Ich krieg’s nicht zurück«

    Ich habe lange in den Scherben meines eigenen zerbrochenen Lebens nach den Gründen gesucht; wann und warum zeigten sich die ersten Risse, warum war ich so gelähmt als die Risse immer größer wurden und das Reißen auch vernehmbar war. Es gibt, liebe Madeleine, diesen einen Punkt wohl nicht. Ja, „langsam, Stück für Stück“, es ist ein schleichender Prozess.

    »Glaub mir ich vermisse es – doch ich
    Hab das Gefühl für dich verlor’n«

    Die Selbstverständlichkeit des Sich-Habens, das einander vorbehaltlos Vertrauen-Können, der Glaube, Liebe verzehre sich nicht, der vollgestopfte Alltag, und dann bei mir/uns, ein Adoptions-Projekt, langjährig, langwierig, mit ungewissem Ausgang und zermürbender Wartezeit. Als danach dieses Kind den Mittelpunkt der Welt darstellte, war die Luft endgültig raus. Es gab Menetekel, die einfach übergangen wurden.
    Und die Worte im Streit hüten, jedes Wort abwägen – „Worte, die im Streit gesagt wurden; die wie Pfeile unsere Herzen trafen und die nicht mehr zurückgenommen werden können“ – verletzende Worte gravieren sich ein, sind Spaltpilze und summieren sich, reichern sich an. Und wichtig, sich für Verletzungen beim Anderen entschuldigen und erlittene Verletzungen verzeihen.

    »Doch die berühmten Schmetterlinge
    Woll’n nicht wiederkehren
    Keine And’re, keine Gründe
    Ich kann’s mir nicht erklär’n«

    Die Liebe eines Paares verzehrt sich. Der gemeinsame Liebes-Vorrat will immer wieder aufgefüllt werden. Respekt, Wohlwollen, der liebevolle Blick aufeinander sollten gepflegt werden. Ein Paar braucht ein paar Rituale, die den Alltag brechen, Uns-Zeit. Und reden, reden, reden, die Empfindungen und Gefühle, die man hat, nicht in sich vergraben, sondern teilen, sich mit-teilen: „Sprich, damit ich dich sehe!“ mahnte schon Sokrates.
    Und, sich lieben und sich streiten, sich vertragen und sich wieder lieben und sich wieder streiten, sich vertragen … sich spüren … lebendig sein. Auch hier: aus dem Wechsel der Gefühle beziehen wir unsere Energie.
    Kein böser Streit, sondern konstruktiver Streit, miteinander ringen, nachgeben, beharren, Kompromisse finden.

    „Sie kann nur wachsen, stärker werden und bleiben, wenn sich beide für sie entscheiden. Und das jeden einzelnen Tag.“ – Ja, so soll es sein.

    Liebe Grüße, Bernd (-:

    »Zitate« aus „Ich hab das Gefühl für dich verlor’n“ von Roger Cicero

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    1. Danke Bernd wie dieses schöne Zeilen; vielleicht geht es manchmal darum erst einmal nur zu fühlen. Egal was, bis es wieder besser wird. Und das wird es. 😊 Verlieren ist manchmal gut; wenn es auch nur für einen selbst ist. Um sich zu finden. Liebe Grüße 😊

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