Ist man glücklich verliebt, möchte man die ganze Welt umarmen, allen davon erzählen und jede freie Minute mit dem anderen verbringen. Doch verliebt zu sein, macht nicht immer glücklich. Es kann auch belasten, zum Beispiel wenn man es nicht schafft, dem anderen zu sagen, wie man für ihn empfindet.
Gründe dafür gibt es genügend. Angst ist ein Grund, persönliche Umstände ebenfalls. Oder das soziale Umfeld, in dem sich beide bewegen. Daher versteckt man seine Gefühle vor dem anderen oder verdrängt sie. Man versucht, mit dem anderen im Kontakt zu bleiben – denn, man mag ihn. Auf diese Weise bleibt es beim heimlichen Verliebt sein – doch wie wirken sich diese nicht ausgesprochenen Gefühle, auf lange Zeit gesehen, auf uns und die Beziehung mit dem anderen aus?
Sich zu verstellen oder Gefühle zu verdrängen, sind selten Strategien, die sich positiv auf uns oder die Beziehung mit dem anderen auswirken. Nicht ausgesprochene Gefühle wiegen irgendwann schwer; es ist wie ein Geheimnis, dass man mit sich trägt, aber nicht aussprechen darf. Es macht irgendwann unsere Seele krank, da man ständig eine Rolle spielt und seine wirklichen Bedürfnisse verdrängt.
Die Beziehung mit dem anderen leidet ebenfalls. Die Gespräche, die man führt, gehen meistens aneinander vorbei. Während man emotional spricht, tut es der andere sachlich. Zwei unterschiedliche Ansichten der Beziehung, die irgendwann aufeinander prallen. Denn während man sachlichen Inhalten eine emotionale Bedeutung zuweist, um die Beziehung deuten zu können, meint es der andere sachlich.
Diese unterschiedlichen Ansichten der gemeinsamen Beziehung und die Schwere des „Geheimnisses“ bzw. der selbst erstellte Druck, sich verstellen zu müssen, beeinflussen irgendwann unser Verhalten. Mal verhalten wir uns distanziert, mal zugewandt. Der andere kann dieses Verhalten nicht deuten, ordnet es als seltsam ein und distanziert sich. Diese Distanz kann den vollkommen Beziehungsabbruch bedeuten, wenn man es nicht schafft, sich dem anderen zu offenbaren.
Nicht ausgesprochene Gefühle „nimmt“ man mit. So einfach ist das. Selbst, wenn man den anderen erst nach einer Weile wieder sieht, werden sie wieder aktiv. Die Beziehung bleibt ungeklärt und aus Schutz vor weiteren Verletzungen, wird sie meistens schnell wieder beendet. Der oben beschriebene Prozess setzt viel schneller ein. Dazu gelernt hat man nichts.
Natürlich kann man nun sagen, was nicht passieren soll, passiert auch nicht. Ob es so einfach ist, weiß ich nicht. Manchmal schaffen es auch beide nicht, dem anderen ihre Gefühle zu gestehen.
Vielmehr geht es um uns selbst, um persönliche Weiterentwicklung. Man sollte zu seinen Gefühlen stehen und sie ehrlich aussprechen; für sein Wohlbefinden und um Bedürfnisse stillen bzw. Chancen ergreifen zu können.
Wenn wir lernen, zu unseren Gefühlen zu stehen und sie auszusprechen, geht es unserer Seele besser; denn wir zollen unseren Bedürfnisse Tribut und wir stehen für uns ein. Selbst wenn sich – wenn wir bei dem Beispiel des Verliebt seins bleiben – nichts ergibt, ist die Beziehung geklärt. Entweder es entsteht etwas anderes oder eben nichts. Beim nächsten haben wir vielleicht Glück und der andere empfindet genauso.
Ich habe dieses Beispiel gewählt, da ich es gut nachempfinden kann. Letztlich ist es immer wichtig, zu seinen Gefühlen zu stehen und sie zu äußern. Egal, in welcher Situation. Wir können es lernen, manchmal auch mit dem anderen zusammen. Wir sollten es lernen – für unsere Beziehungen, egal welcher Art.