Liebe heute?

Nach meiner letzten Dating-Pleite, stelle ich mir folgende Fragen: Ist es heutzutage noch möglich, Liebe zu finden? Lohnt es sich danach zu suchen, wenn man doch wieder nur enttäuscht wird?

Mein letztes „Date“ (die passendere Bezeichnung wäre eher Intermezzo) dauerte in etwa drei Minuten. Vielleicht gehe ich damit ins Guinnessbuch der Rekorde ein. Das wäre immerhin etwas. Nach drei mit einander gesprochenen Sätzen beendete mein Gegenüber unser Treffen. „Ich sei nicht sein Typ“, meinte er. Und „Es würde zwischen uns nicht passen“. Ok, so ein Satz sitzt. Er nagt am Selbstbild. Aber immerhin ist es ehrlich.

Das dachte ich zumindest auf meiner Fahrt bis nach Hause. Zu Hause angekommen, musste ich mir dann von meinem Speed-Date per WhatsApp (heutzutage ist es wohl normal, solche Dinge nicht mehr face to face zu klären) „anhören“, dass ich nicht mit offenen Karten gespielt hätte. Und dann eröffnete er mir den wahren Grund, warum er das Date beendet hatte. „Ich sei keine Frau“, meinte er (er hat es wirklich so benannt), „sondern ein Mann“. Bähm. Ich war baff. So eine Begründung ist mir noch nie zu Ohren gekommen und ich habe schon so einiges erlebt. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte.

Es war so absurd, dass ich mich auf weiteren Schriftverkehr nicht mehr eingelassen habe. Erstes spricht man meiner Meinung nach so etwas persönlich an, zweitens hat mich noch nie jemand für einen Mann gehalten. Das liegt wohl daran, dass ich keiner bin. Aber selbst wenn ich mal einer gewesen wäre, (immerhin hätte ich dann keine Cellulite oder meine Periode, wäre also nicht so schlecht) war das Verhalten meines Gegenübers inakzeptabel. Punkt. Doch eins habe gelernt: Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Sicherlich kann man diese Erfahrung als kurios einstufen und abhaken. Das tue ich hiermit auch. Aber in der Gesamtheit weiterer Erfahrungen beim Daten macht sie noch mehr mit mir: Ich beginne mich ehrlich zu fragen, ob man heutzutage noch Liebe finden kann und, ob sich der Aufwand dieser Suche überhaupt lohnt.

Ich weiß nicht, wann sich ein Mann das letzte Mal wirklich um mich bemüht hat. Damit meine ich nicht, Zuneigung über Materielles auszudrücken. Mir geht es um ehrliches Interesse, dass der andere zeigt. Dranbleiben, Zeit und Mühe investieren, um den anderen wirklich kennenlernen zu können. Es müssen heutzutage keine Gräben oder Burgen mehr erklommen werden. Aber vielleicht ist „kontinuierliches Interesse zu zeigen“ zu einem unüberwindbarer Graben geworden. Oft bleibt es larifari, eben an der Oberfläche. Und wenn irgendein Detail nicht passt spricht man nicht darüber, sondern schweigt und zieht von dannen. Oder klärt es online, weil es eben einfacher ist, als face to face.

Vielleicht liegt es auch an mir und ich habe falsche Vorstellungen von der Liebe. Ich kann mich nicht mit der Vorstellung anfreunden, mit irgendjemand der mir nicht wirklich etwas bedeutet, zusammen zu sein – nur damit ich nicht alleine bin. Alleine zu leben ist nicht Schlimmes für mich. Ich komme gut damit klar. Für mich hatte Liebe immer etwas von dem Modell „Partner in Crime“ – jemand, mit dem du dein Leben teilen kannst. Bei dem du dich fallen lassen kannst und dich so zeigen kannst, wie du bist. Halt was Echtes irgendwie. Kein stumpfsinniges „Nebeneinander Herleben“, wie es in vielen Beziehungen zu finden ist. Damit meine ich nicht den Alltag, der Liebe schon mal zerstören kann, aber eben notwendig ist, um ein gemeinsames Leben bestreiten zu können.

Ich meine damit Beziehungen, in denen man unglücklich ist, in denen man aber bleibt, weil man nicht alleine sein will. Oder, weil man muss. Wegen der Kinder. Wegen dem Haus, etc. Man redet nicht mehr miteinander und geht eigene Wege – manchmal, auch mit anderen. Aber immerhin hat man einen sichern Hafen, den man immer wieder aufsuchen kann, wenn es einem zu stürmisch wird.

Langsam beginne ich mich zu fragen, ob mein „Partner in Crime“ Modell nur eine idealistische Träumerei ist. Vielleicht bedeutet Liebe, oberflächliche Beziehungen zu suchen und in ihnen zu leben. Eventuell ist dass, die einzige Möglichkeit Liebe zu finden. Sich eben damit abzufinden, dass ein „Nebeneinander her leben“ Liebe ist. Ich kann ja auch falsch liegen, mit meinen Vorstellungen.

Ich weiß nur eins: Mit jedem Date, dass auf diese Weise abläuft, schwindet meine Lust, nach Liebe zu suchen. Die Motivation sich anderen zu öffnen, nimmt ebenfalls ab. Auch ich will nichts mehr investieren oder jemand mein Vertrauen schenken. Es lohnt sich meistens nicht und der Preis, mein Herz, ist einfach zu hoch. Ein Teufelskreis.

Vielleicht ist dies den Männern, die ich getroffen habe, auch passiert. Sie haben vertraut und sind enttäuscht worden. Nun sind sie misstrauisch und nicht mehr bereit etwas zu investieren. Sie vergessen aber, dass nicht alle Frauen so sind. Es gibt noch andere – mich zum Beispiel und viele andere auch.

Die Chance Liebe zu finden, ist ungefähr so hoch, wie ein 6er im Lotto zu haben. Also nicht sehr groß. Diejenigen, die sie gefunden haben, beglückwünsche ich. Haltet sie bloß fest, damit ihr nicht mehr aufs „Spielfeld“ müsst. Denn ich sage euch eins: Die beste Deckung oder Ausrüstung schützt euch nicht vor Verletzungen. Ich kann es bezeugen.

Für mich heißt es erst einmal „Time out“. Vielleicht besorge ich mir eine bessere Schutzausrüstung und arbeite an meiner Deckung. Vor allem muss ich noch eine Weile darüber nachdenken, ob ich nicht etwas suche, was es eigentlich gar nicht gibt….

Veröffentlicht von Lene

Ich würde mich als emphatische und entspannte Person bezeichnen, die versucht, ihre Erlebnisse in Wort und Schrift darzustellen. Also alles was mein Herz in irgendeiner Art und Weise berührt, verarbeite ich schriftlich. Ich bin kein Meister der Poesie. Manches mag sich holprig anhören, aber so ist mein Schreibstil. Ich bin auch nicht festgelegt auf eine Art von Text, jedenfalls noch nicht. Ich probiere gerne mal aus, dass merkt man auch an meiner Website: Sie ist recht bunt. Ich denke gerne bunt, denn für mich ist es das Leben auch. Mich freut es einfach, wenn der ein oder andere etwas mit meinen Texten anfangen kann oder sich vielleicht sogar darin wiederfindet. Viel Spaß beim Lesen. Und danke für euren Abstecher in meine kleine, bunten Welt. Vielleicht bis bald. 🤗 Lene

2 Kommentare zu „Liebe heute?

  1. Und wie passend troffen gestern auch noch kalte Tränen-Tropfen vom Himmel herab …

    Hej, Leni!

    Ich finde es bemerkenswert, wie offen Du über diese Begegnung der unmöglichen Art schreiben kannst. Vielleicht ist das ja für Dich auch der erste Schritt, Derartiges zu verarbeiten. Aber weißt was, hältst es nun einfach mit Oli Kahn: „Aufstehen, Mund abwischen, weitermachen!“
    Ich wäre an Deiner Stelle auch enttäuscht, verletzt und wütend. Men hej, gleichzeitig kannst Du Dir auch sicher sein, es sagt in der Tat so einiges über denjenigen aus, welcher solche Unverschämtheiten ausstößt; aber rein gar nichts über Dich!
    Solcherlei Erfahrungen habe ich glücklicherweise noch nicht durchleben müssen, kenne es jedoch nur zu gut, daß eine Geschichte unerwartet in Nichtbeachtung ausläuft, noch ehe sie recht begonnen hat. Es verhält sich vielleicht doch so. wie man es bisweilen von der Berufung sagen hört: Du findest die Liebe nicht. Die Liebe findet Dich, wenn Du bereit dazu bist. Aber wie dem auch sei: noch immer, wenn ich dann aus Enttäuschung jeglichen neuen Versuch, mit einer Auserwählten anzubandeln, künftig fahren lassen wollte, stand ich doch wieder auf, verließ meine „Deckung“ und kam beherzt auf das „Spielfeld“ zurück. Allen meinen vorigen Entschlüssen und meiner allenfalls spartanischen „Schutzausrüstung“ zum Trotz. Denn sind wir uns das irgendwie nicht auch selbst schuldig, hätte andernfalls nicht der / die Andere zu viel Macht über uns?
    Laß es uns also lieber sportlich nehmen. Ungezwungen leben und unbeschwert und das Leben lieben und den Alltag, wie es uns gefällt. Und laß uns vor allem auch weiterhin offen und neugierig. aber prinzipientreu in unsere ganz eigenen soziologischen Feldstudien über das Paarungsverhalten moderner Großstädter stürzen. Und wer weiß, vielleicht kommt dann unerwartet auch der Pferdestehler und „Partner in Crime“ um die Ecke gewischt.
    Im Übrigen hat mich Dein Blog-Porträt-Bildl auf Anhieb angesprochen, ist raffiniert gemacht, wirkt durchaus einladend und erzählt sogar, wenn man will, eine eigene Geschichte …
    Wünsch Dir also was und gehab Dich wohl und hab noch nen gemütlichen Abend und think pink, Luxor

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    1. Hallo Luxor
      Danke für deinen lieben Kommentar. Auch zu meinem Bild. 😊
      Das stimmt. Man darf sich derartige Begegnungen nicht so zu Herzen nehmen. Wobei diese Begegnung noch harmlos ist. Freundinnen von mir ist noch Krasseres passiert. Letztlich ist es auch sehr kurios. Ich finde es immer nur schade, dass manche vergessen, wie ihr Verhalten andere prägt. Nichts geschieht im luftleerem Raum. Aber vielleicht haben einige auch manche Sachen nicht gelernt. Man weiss es nicht. Ich weiss nur, dass ich trotz solcher Erfahrungen niemals gleichem mit gleichem vergelten werde. Das ist auch schon mal was. Bereit sein für die Liebe, da sagst du was. Alles nicht so einfach. Manchmal passt der Zeitpunkt nicht. Musste ich auch schon feststellen. Diese Suche nach Liebe setzt sicherlich nur unter Druck. Das ist wohl war. Vielleicht findet sie uns alle einmal, schön wäre es zumindest. Die Hoffnung gibt man ja nie auf. Wobei ich wirklich noch etwas an meiner Deckung – ein dickeres Fell – arbeiten werde. 🤣🤣 Ich mag deinen Blog auch. Hab einen schönen Abend. Liebe Grüße. Leni

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