Home-Office oder Tage wie Robinson Crusoe

Ein weiterer Tag im Home-Office oder wie ich scherzhaft sage „Tage als Robinson Crusoe“ – nur eben auf meiner eigenen Insel.

Ich weiß, dass manche Home-Office zwecks Vereinbarkeit von Familie und Beruf toll finden. Durchaus verständlich – ich habe nur leider keine.

Für mich stellen die sozialen Kontakte auf meiner Arbeit die Wesentlichsten meiner 7-Tage Woche dar – ohne Partner oder Kinder. Als Single eben. Ich freue mich regelrecht auf diese Menschen. Auf ihre Berichte von ihren Wochenenden oder von ihren aktuellen Befindlichkeiten. Ich mag einfach den Trubel und Menschen um mich herum – als Pädagogentante geht es nun mal auch nicht ohne.

Nun habe ich mich im Home-Office auf Beschallung durch meinen Laptop in Form von Geräuschen bei ankommenden E-Mail Nachrichten eingestellt. Oder auf Zoom-Konferenzen. Eben auf alles, was die moderne Technik hergibt – Heute ist auch noch mein Diensthandy kaputt gegangen – noch mehr Stille; nur 6 Stunden Frontalbeschallung aus meinem Laptop in Form eines Onlineseminars. Wirklich gesprochen habe ich nicht; nur mit mir selbst. Aber das zählt irgendwie nicht.

Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin dankbar, dass ich arbeiten kann. Auch für Zoom Konferenzen, die Kommunikation im Ansatz erlauben. Natürlich weiß auch, dass sich Home-Office für Familien mit (kranken) Kindern noch schwieriger durchführen lässt, als für mich.

Mir geht es nicht darum, mich selbst zu bemitleiden oder zu beklagen. Ich fühle mich nach solch einem Robinson Crusoe Tag einfach nur so ausgelaugt – ausgelaugter als nach einem 10-Stunden Präsenz Arbeitstag mit einem vollem Terminkalender- , weshalb ich mich frage: Warum fühle ich mich nach einem Home-Office Tag derart energielos und erschlagen, obwohl ich weniger Reize erhalte, als vorher?

Zunächst einmal ist es ein Unterschied, ob man es selbst wählt alleine zu arbeiten oder ob es einem aufgezwungen wird. Mein Arbeitsfeld erschwert produktives Arbeiten im Home-Office – ihr erinnert euch, Pädagogentante. Ich bin es einfach nicht gewohnt, „alleine“ zu arbeiten. Für mich ist es anstrengend auf diese Weise meiner Arbeit nachzugehen, da mir für meinen Job mein eigentliches „Handwerkszeug“ fehlt. Menschen eben.

Weiterhin bin ich ein kommunikativer Mensch. Arbeit ist für mich nicht nur Arbeit, sondern auch Austausch- und Kontaktmöglichkeit mit anderen. Mir fehlen auch diese wertvollen Minuten, in denen es nicht um die Arbeit geht; in denen eigene, sorgenvolle Gedanken keine Rolle spielen. Minuten der Belanglosigkeit, in denen man den Arbeitskollegen vom Wochenende erzählt oder mit ihnen Diskussionen um aktuelle Geschehnisse betreibt, die nicht nur ablenken, sondern darüber hinaus den eigenen Horizont erweitern.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die fehlende Unbeschwertheit meiner für mich belanglosen Minuten und mein fehlendes Handwerkszeugnis meine Energie auffressen und mich wie Robinson Crusoe fühlen lassen. Der Unterschied ist, dass mein Schiff schneller kommt – und zwar Morgen schon.

Morgen bin ich wieder vor Ort. In meinem Büro. Ich freue mich darauf, Menschen zu sehen und mit ihnen zu sprechen. Ohne Frontalkamera. Mehr denn je schätze ich meinen Beruf und seine damit verbundenen Möglichkeiten des Kontaktes und Austauschs – belanglos oder nicht- , die sich mir bieten. Eins kann man aus dieser Krise lernen: Dankbarkeit zu empfinden; für die Dinge, die man bereits hat, ohne sie wirklich zu schätzen. Insofern bin ich nicht nur dankbar für meinen Job unter Normalbedingungen, sondern auch für diese neue Erfahrung.

Morgen werde ich erst einmal genügend Energie und Unbeschwertheit aufsaugen – denn am Mittwoch steht ein weiterer Tag auf der Robinson Crusoe Insel an. Durchhalten ist angesagt, bis das nächste „Schiff“ kommt.

Veröffentlicht von Lene

Ich würde mich als emphatische und entspannte Person bezeichnen, die versucht, ihre Erlebnisse in Wort und Schrift darzustellen. Also alles was mein Herz in irgendeiner Art und Weise berührt, verarbeite ich schriftlich. Ich bin kein Meister der Poesie. Manches mag sich holprig anhören, aber so ist mein Schreibstil. Ich bin auch nicht festgelegt auf eine Art von Text, jedenfalls noch nicht. Ich probiere gerne mal aus, dass merkt man auch an meiner Website: Sie ist recht bunt. Ich denke gerne bunt, denn für mich ist es das Leben auch. Mich freut es einfach, wenn der ein oder andere etwas mit meinen Texten anfangen kann oder sich vielleicht sogar darin wiederfindet. Viel Spaß beim Lesen. Und danke für euren Abstecher in meine kleine, bunten Welt. Vielleicht bis bald. 🤗 Lene

4 Kommentare zu „Home-Office oder Tage wie Robinson Crusoe

  1. Ja, dann wünsch ich Dir schon mal, nen seligen Tag auf dem Festland der Arbeit samt beglückenden Begegnungen gehabt zu haben. Und vielleicht entdeckst Du ja mit der Zeit doch auch den ein oder anderen Reiz am Insel-Dasein ..
    Wohlsein vom herbstlich trüben See, der El

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  2. Hallo Madeleine, Online-Seminare, Energie-Fresser. Ein Seminar braucht den Austausch von nicht nur geistig Anwesenden. Das Non-Verbale ist so wichtig. Davon abgesehen, genieße ich die Ruhe im Homeoffice und den Bürotag alle vierzehn Tage. LG, Bernd

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    1. Hallo Bernd.
      Mir geht’s auch so. Ich glaube in meinen Job ist die Mimik sowieso sehr wichtig. Wobei sie generell wichtig ist, wie du sagst. Man lebt halt von Austausch.
      Abet mein Home-Office Inseldasein hat ab nächste Woche ein Ende. 😊 Schon, dass du die Ruhe genießt. Letztlich ist eine Typfrage. LG madeleine

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