Gepanzertes Herz

Ein gepanzertes Herz lebt bei weitem ungefährlicher als andere; aus Schutz sperrt es Gefühle wie Liebe oder Zuneigung aus. Es will nicht mehr verletzt werden. Dabei vergisst es, dass es sich selbst am meisten verletzt. Denn ohne Liebe und Zuneigung kann es nicht leben. Auch nicht ohne den Schmerz. Es braucht all diese Gefühle, um wirklich leben, lieben und sich weiterentwickeln zu können. Da es alle Gefühle aussperrt, verkümmert es im Laufe der Zeit. Es ist nicht mehr fähig, Liebe zu geben oder zu empfangen. Das Herz selbst hat sich zu einem Panzer entwickelt, zu dem nichts mehr durchdringt – außer der Gewissheit, nicht verletzt zu werden.

Ja, ein gepanzertes Herz lebt ungefährlicher als andere; aber es lebt oft ein einsames und trauriges Leben. Denn das gepanzerte Herz hat etwas Wichtiges vergessen: Es sind die Gefühle, die es wissen lassen, dass es lebendig ist.

Veröffentlicht von Lene

Ich würde mich als emphatische und entspannte Person bezeichnen, die versucht, ihre Erlebnisse in Wort und Schrift darzustellen. Also alles was mein Herz in irgendeiner Art und Weise berührt, verarbeite ich schriftlich. Ich bin kein Meister der Poesie. Manches mag sich holprig anhören, aber so ist mein Schreibstil. Ich bin auch nicht festgelegt auf eine Art von Text, jedenfalls noch nicht. Ich probiere gerne mal aus, dass merkt man auch an meiner Website: Sie ist recht bunt. Ich denke gerne bunt, denn für mich ist es das Leben auch. Mich freut es einfach, wenn der ein oder andere etwas mit meinen Texten anfangen kann oder sich vielleicht sogar darin wiederfindet. Viel Spaß beim Lesen. Und danke für euren Abstecher in meine kleine, bunten Welt. Vielleicht bis bald. 🤗 Lene

2 Kommentare zu „Gepanzertes Herz

  1. Liebe Madleine,
    bis Ende 2007 hatte ich mir mein Herz gepanzert. Bis buchstäblich eine Person zu einer Tür in einen Raum hineintrat, und der Panzer in tausend Teile zerbarst. Hochgefühl. Glücksgefühl. Diese Person trat genau so unvermittelt wieder aus meinem Leben, wie sie gekommen war. Der Panzer war weg. Es folgte die größte Trauer meines Lebens. Innerhalb kürzester Zeit durchlebte ich himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Doch das ist eine andere Geschichte. Seitdem brauche ich den Panzer nicht mehr. Seitdem fühle ich mich lebendig. Verletzlich. 2017 gab es einen Artikel in der PSYCHOLOGIE HEUTE, zum Thema Scham, der sich auch mit der Verletzlichkeit, mit unserem Panzer, hier Rüstung genannt, beschäftigt. Hier ein paar Auszüge daraus:
    » […] „Unsere Verletzlichkeit ist der Weg zueinander“
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    in unserer Kultur besteht noch immer ein großer Druck, seine Gefühle unter Kontrolle zu haben. Verletzlichkeit gilt gemeinhin als Schwäche, also schämen wir uns für unsere Niederlagen. Scham ist das sehr intensive und schmerzhafte Gefühl, dass wir nicht liebenswert und nicht gut genug sind, um zu den anderen dazugehören zu können. Also lassen wir uns lieber nicht so tief in die Karten gucken.
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    Wir sollten beachten, dass nicht jeder es verdient, die Geschichten unserer Verletzlichkeit zu hören. Bevor wir jemandem unser Herz ausschütten, sollten wir uns fragen, ob die Beziehung das Gewicht der Geschichte aushält. Manche Menschen haben keine Toleranz für ihre eigenen Schwächen, und ihre Angst davor, was andere über sie denken, ist so groß, dass sie auch nicht gut mit der Verletzlichkeit anderer umgehen können. Wie sollen sie mir etwas zugestehen, was sie sich selbst nicht erlauben können? Wir müssen uns nicht jedem öffnen, und niemand braucht zwanzig gute Freunde. Ein oder zwei Menschen, die uns wegen und nicht trotz unserer Unvollkommenheit lieben, sind mehr als genug. Sie können unsere schwierigen Geschichten aushalten und Empathie zeigen. […]
    Unsere Verletzlichkeit ist der Weg zueinander; wenn wir uns aus unserem Panzer trauen, bekommen wir die Verbundenheit, nach der wir uns so sehnen.
    Aber das hat Folgen! Nehmen wir an, ich habe mutig zuerst „Ich liebe dich“ gesagt und nicht die gewünschte Antwort bekommen. Was soll ich jetzt mit meinen Gefühlen machen?
    In dieser Situation fühlen wir uns entblößt, verletzlich und ganz zerzaust vor lauter Scham. Was stimmt nicht mit mir, dass der andere mich nicht lieben will? Warum bin ich dieser Liebe nicht würdig? Im ersten Moment ist es vollkommen menschlich, dass einen all diese Gefühle überfluten. Das kann man erstmal zulassen. Aber dann kommt es darauf an, die Endlosschleife der Was-stimmt-nicht-mit-mir-Geschichte zu unterbrechen, um zu der Erkenntnis zu kommen: Ja, das hat wehgetan, das fühlt sich entsetzlich an, aber ich war mutig und würde es das nächste Mal wahrscheinlich genauso machen. Um an diesen Punkt zu kommen, müssen wir verstehen, wie falsch die Annahme ist, dass man mich nicht lieben kann, weil dieser eine Mensch mich nicht liebt.
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    Das ist eine der gefährlichsten Geschichten, die unsere Scham uns erzählt: Du bist nicht gut genug! Was denkst du eigentlich, wer du bist?! Aber die Folgerung ist falsch, die Gefühle der anderen Person haben nichts mit unserem Wert zu tun. Der Misserfolg mag hart sein, härter sind wir aber selbst, wenn wir uns erzählen, wie wertlos uns die Niederlage macht. Das gilt nicht nur für die Liebe […] Wir alle kommen in einem gewissen Alter an einen Punkt, an dem wir es uns bequem machen mit allem, was wir schon erreicht haben. Wir wollen eigentlich nur noch Dinge tun, die wir kennen und in denen wir gut sind – sowohl beruflich als auch im Privatleben. So verlieren wir aber unseren Mut, das Unbekannte und die damit verbundene Verletzlichkeit zuzulassen.
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    Die Definition von Verletzlichkeit ist der Wille, in meinem eigenen Leben aufzukreuzen, ohne mich zu verstecken, und Dinge zu tun, von denen ich nicht weiß, wie sie enden werden. Das fühlt sich ohne Frage nicht immer gut an – zu viel Unsicherheit, Risiko und emotionaler Druck. Wir konzentrieren uns auf Verletzlichkeit als das Zentrum von Gefühlen wie Scham, Enttäuschung, Trauer und Versagen. Verletzlichkeit ist aber nicht nur das Zentrum von den unangenehmen, sondern von allen Gefühlen. Aus ihr entspringen auch Freude, Liebe, Zugehörigkeit, Intimität und Vertrauen. […] Wenn wir uns also eine Rüstung anlegen, um unangenehme Gefühle nicht zu spüren, dann versagen wir uns auch alles, was uns Erfüllung, Bedeutung und vor allem Glücksgefühle bringen könnte.
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    Wir müssen dem Schmerz ins Auge blicken und neugierig erkunden, warum wir uns auf eine bestimmte Weise verhalten haben und welche Gefühle tatsächlich dahinterstecken. Viele haben Angst davor, sich ihren Emotionen so bewusst zu nähern – wer weiß, welche Schleusentore dabei hochgezogen werden und ob man aus dem Strudel je wieder herausfindet? Aber wir müssen uns in unsere schwierigen Geschichten hineinstürzen und uns offenen Auges mit ihnen auseinandersetzen, um sie in unser Leben integrieren zu können. […] dass Verletzlichkeit keine Schwäche, sondern Mut ist
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    Was aber springt für uns heraus, wenn wir uns verletzlich zeigen?
    Die Belohnung ist riesig, denn wir gehen gestärkt aus diesem Prozess hervor. Wenn wir die Kontrolle über unsere schwierigen Geschichten haben, über unsere Niederlagen, Rückschläge und Liebesleiden, dann können wir das Ende dieser Geschichten neu schreiben. Kontrolle über eine Geschichte zu haben bedeutet, sich zu sagen: Ja, das ist passiert, jetzt fühle ich diese Dinge, und jetzt gehe ich mit ihnen um und integriere sie in mein Leben. Ich und niemand anders bestimmt, was diese Geschichte für mein Leben bedeuten soll. Wenn wir aber aus Angst vor Verletzlichkeit vor ihnen weglaufen und so tun, als ob sie nicht passiert wären, dann sind es unsere Geschichten, die alles in unserem Leben bestimmen. Es ist die Mühe wert, diese Geschichten selbst zu schreiben, Bedeutungen zu verteilen und zu entscheiden, ob sich etwas und was sich ändern soll. So trainieren wir unseren Mut und unsere Hartnäckigkeit. Wir fühlen, dass wir Liebe und Verbundenheit verdient haben. Wir sind gut genug, so unvollkommen wie wir sind. […] «
    Yvonne Vávra, Sozialwissenschaftlerin Brené Brown :: PSYCHOLOGIE HEUTE :: 01.03.2017 :: „Unsere Verletzlichkeit ist der Weg zueinander“ :: https://www.psychologie-heute.de/leben/38940-unsere-verletzlichkeit-ist-der-weg-zueinander.html
    Liebe Grüße, Bernd (-:

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    1. Danke für diesen tollen Artikel! Die Denkansätze sind toll. Ich kann damit viel anfangen. Liebe Grüße, Madeleine
      Ps: Wer den Panzer auf Dauer trägt, trägt seine Verletzlichkeit sein ganzes Leben mit sich und lässt sich von ihr kontrollieren. Denn wir alle suchen nach Bindung, Liebe und Geborgenheit; ein natürliches Bedürfnis. Wer sich dem aus Angst vor Verletzung entsagt, lässt Bedürfnisse unerfüllt. Liebe Grüße, Madeleine

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