abc.Etüden – der bunte Vogel –

Informationen zum Projekt findet ihr hier: https://365tageasatzaday.wordpress.com/2021/10/17/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-42-43-21-wortspende-von-puzzleblume/

Danke an alle Organisatoren und Mitschreiber.

Als sie ihre Wohnung betrat, fühlte sie eine tiefe Ruhe in sich. Sie legte ihr Biedermeier-Kostüm, bestehend aus Pumps, Trenchcoat und Blazer mit passendem Rock ab, um in ihre Wohlfühlklamotten zu schlüpfen; Jogginghose und T-Shirt. Ein Gefühl von Freiheit dehnte sich in ihrem Inneren aus. Dann entfernte sie ihre Haarspange und schüttelte ihre Locken. „Endlich ich sein, wieder Luft bekommen, atmen können“, dachte sie bei sich.
Sie beschloss, zu Zeichnen. Sie liebte es kreativ zu sein, ihrem Inneren eine Stimme zu geben, indem sie ihren Gedanken und Gefühle Ausdruck verlieh; etwas, das in ihrem Beruf als Bürokauffrau nicht möglich war.
Sie zeichnete und vergaß die Zeit. Ihre Gedanken schwirrten umher, drehten sich, um sie selbst, ihre Träume und Sehnsüchte.
Sie kam sich niederträchtig vor, denn sie wusste, dass sie sich selbst belog; sie übte einen Beruf aus, den sie nicht wirklich mochte, weil sie nicht den Mut hatte, ihre Träume zu verfolgen. Sie verkleidete sich, um den Erwartungen anderer zu entsprechen. Ihre Eltern sagten damals zu ihr: „Künstlerin, das ist doch kein sicherer Beruf. Lern‘ etwas Solides. Zeichnen kannst du nebenbei.“
Nach diesem Gedanken verfiel sie in einen Trance Zustand. Sie zeichnete drauf los, ließ sich von den Stiften führen und gab sich ihrer inneren Eingabe vollkommen hin.
Als sie fertig war, betrachtete sie ihr Bild. Ein bunter Vogel, der aus einem schwarz-weiß Käfig flog. Sie wusste, was diese Zeichnung bedeutete. Es war Zeit, aus dem selbst erbauten Käfig zu fliegen und das Leben zu beginnen, von dem sie träumte. Ihr Anspruch, ihr Selbst beherrschen zu wollen verabschiedete sich, ihre Selbstzweifel und inneren Glaubenssätze gingen flöten. Sie lächelte. Von nun an, wollte sie der bunte Vogel sein, der sie immer gewesen ist und ihr schwarz-weißes Käfig-Kostüm hinter sich lassen; sie würde sie selbst sein, endlich.

Veröffentlicht von Lene

Ich würde mich als emphatische und entspannte Person bezeichnen, die versucht, ihre Erlebnisse in Wort und Schrift darzustellen. Also alles was mein Herz in irgendeiner Art und Weise berührt, verarbeite ich schriftlich. Ich bin kein Meister der Poesie. Manches mag sich holprig anhören, aber so ist mein Schreibstil. Ich bin auch nicht festgelegt auf eine Art von Text, jedenfalls noch nicht. Ich probiere gerne mal aus, dass merkt man auch an meiner Website: Sie ist recht bunt. Ich denke gerne bunt, denn für mich ist es das Leben auch. Mich freut es einfach, wenn der ein oder andere etwas mit meinen Texten anfangen kann oder sich vielleicht sogar darin wiederfindet. Viel Spaß beim Lesen. Und danke für euren Abstecher in meine kleine, bunten Welt. Vielleicht bis bald. 🤗 Lene

17 Kommentare zu „abc.Etüden – der bunte Vogel –

  1. Oh herzlichen Glückwunsch zur Selbstbefreiung
    zum Flüggewerden Freisein liebende Lene

    Die geschiedene Mutter meiner Kinder
    damals zu meiner Klavierspieltochter
    „Kunst ist eine brotlose Kunst…“
    Dann wurde Camilla statt Musik studierende Pianistin Klavierbauerin….
    den Handwerksberuf hängt Sie gerade wieder an den Nagel

    Darin liegt aller Segen das wir uns treu und wahrhaftig sind

    „Die Ästhetik der Wahrhaftigkeit“

    Zwei Autorinnen in dem Buche
    „Die rote Blume“
    Anspielung auf die „Rote Pille“ in „Matrix“ Teil 1

    Darin bist du beglückt das du tust was du liebst
    denn das kannst du am Besten und
    die Menschen spüren das Du darin beseelt echt und wahr bist

    Dank Segen Mut und Freude

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    1. Vielen Dank für deine Wünsche und den Segen! Ich sende sie an dich zurück!
      Ich glaube wir sind immer dann „am besten“, wenn wir wir sind und lieben, was wir tun.

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    1. Ja, diesmal hätte es mehr Worte gebraucht. So bleibt es ein zwischen den Zeilen lesen. 🙂 Liebe Grüße an dich ❤️

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  2. Ich kenn das. Ich seh mich mit noch nicht mal Mitte 20 über einen Firmenparkplatz laufen, mir ist schlecht und ich frage mich: Was will ich hier eigentlich, wenn ich das bis zu meiner Rente machen soll, sterbe ich vorher an Magengeschwüren oder an Alkoholismus oder beidem. Nun. Ein halbes Jahr später bin ich mit meinem damaligen Liebsten nach Hamburg gezogen. Mein Leben wurde dadurch nicht unbedingt besser, speziell, was meine finanzielle Situation anging, aber diesen Schritt habe wirklich nie bereut.
    Danke dir, ich hoffe, du schaffst es auch – falls du über dich sprichst. 😉
    Herzliche Abendgrüße! 😀

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    1. Danke liebe Christiane. Diesmal nicht autobiographisch. Wobei in jedem Wort sicherlich auch immer ein Stück ich steckt. Das was du beschreibst, hatte ich vor Kurzem. Habe gewechselt. Ich überlege wenn dann eher nebenberuflich. Aber auch dafür braucht man Mut und Selbstvertrauen. Schönen Abend dir.

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  3. Liebe Lene, Deine Zeilen berühren mich sehr. Grad in der vergangenen Nacht war ich im Traum am Zeichnen und jemand fragte mich, musst du nicht zur Arbeit? Mit einer Handbewegung wischte ich die Frage weg. – Nun habe ich es nicht mehr allzulange bis zur Rente und die lieben Menschen auf der Arbeit haben mich gehalten. Ich bin immer zweigleisig gefahren, aber die Sehnsucht wohnt immer noch in meinem Herzen. Liebe Grüße, Susanne

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    1. Liebe Susanne
      Danke für deine lieben Zeilen. Ich kenne das Gefühl. Schön, dass dich Menschen gehalten haben. Ich glaube, dass ist sehr wichtig, Menschen um sich zu haben, die einem ein positives Gefühl vermitteln. Liebe Grüße an dich!

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